Die Publizistin Klara Obermüller erhält den Zürcher Journalistenpreis für das Gesamtwerk. Fabian Eberhard, Reporter beim «Sonntags-Blick», wird für seine Artikelreihe über Schweizer Waffen in Kriegsgebieten ausgezeichnet, Reto Schneider, Redaktor beim «NZZ Folio», für seine Schilderung eines Selbstunfalls mit dem Auto sowie Claudia Rey, Sportredaktorin der «NZZ», für ihre Reportage über geklonte Turnierpferde. Der Newcomer-Preis geht an Kevin Brühlmann, Redaktor bei der Schaffhauser «AZ», für seinen Artikel über die unbeabsichtigte Amtsgeheimnisverletzung durch einen SVP-Politiker.
Am Montagabend sind im Zürcher Kaufleuten die diesjährigen Zürcher Journalistenpreise vergeben worden. Corona-bedingt ist der Anlass ein Vierteljahr später als üblich durchgeführt worden. Eric Gujer, Chefredaktor der «NZZ», fragte in seiner Festrede, ob im Schweizer Journalismus wirklich alles schlecht sei.
Die Germanistin und Romanistin Klara Obermüller hat eine weitläufige Karriere gemacht. Sie arbeitete als Literaturredaktorin bei der «NZZ», schrieb Porträts und Reportagen für die «Weltwoche», sie war Mitglied des «Literarischen Quartetts» (ZDF) und später Moderatorin bei der SRF-Sendung «Sternstunde». Auch nach ihrer Pensionierung ist die 1940 geborene Journalistin publizistisch tätig geblieben. Sie ging dabei immer ihren eigenen Weg. Über institutionelle Politik hat sie nicht geschrieben. Vielleicht fehlte ihr, der bisweilen Schalkhaften, die Verbissenheit politischer Grabenkämpfe. Sie hat früh gesellschaftliche Fragen aufgegriffen, weil sie erkannte, wie wichtig diese Themen sind, die selbst heute noch auf Redaktionen zuweilen als weiche Stoffe belächelt werden. Die siebenköpfige Jury unter der Leitung von Hannes Britschgi ehrt Klara Obermüller für ihr herausragendes Schaffen mit dem Journalistenpreis für das Gesamtwerk.
Die Jury konnte auch in diesem Jahr eine grosse Auswahl an qualitativ hochstehenden Arbeiten begutachten. Insgesamt 200 Arbeiten aus der Deutschschweiz waren eingereicht worden. Ausgezeichnet hat die Jury eine Artikelreihe von Fabian Eberhard. Der Reporter deckte im «Sonntags-Blick» auf, wie Schweizer Waffen in die Hände von Kriegsparteien gelangten. Seine Recherchen hatten eine politische Wirkung. Sie trugen dazu bei, dass es nicht zu einer Lockerung der Regeln für Waffenexporte kam.
Ein Preis geht auch an Reto Schneider. Der Wissenschaftsjournalist schilderte im «NZZ Folio», wie er auf einer Autoreise mit seiner Familie einen Selbstunfall verursachte. Mit dem scharfen Blick des Analytikers untersucht er dieses persönliche Erlebnis – informativ, hin und wieder lakonisch, aber nie gefühlsduselig.
Die «NZZ»-Redaktorin Claudia Rey bekommt den Preis für ihre Reportage über einen argentinischen Star des Polo-Sports, der sein Lieblingspferd klonte und nun Turniere mit mehreren Klonen des genau gleichen Pferdes bestreitet. Mit ihren Recherchen auf der Farm des Mannes, in den Stallungen und im Labor hat Rey ein gesellschaftlich wichtiges Thema anschaulich dargestellt.
Den Newcomer-Preis vergab die Jury an Kevin Brühlmann. Er befasste sich für die Schaffhauser «AZ» mit dem bei Behörden missliebigen Öffentlichkeitsrecht. Er deckte auf, wie ausgerechnet der Präsident der Justizkommission – zwar ohne Absicht – das Amtsgeheimnis verletzte. Dabei bewies Brühlmann Hartnäckigkeit und Genauigkeit.
An der Feier zur Preisverleihung, die am Dienstag, 14. Mai 2019, im Kaufleuten Zürich stattfand, nahmen zahlreiche prominente Gäste aus Wirtschaft, Medien und Politik teil. Die Festansprache hielt Pietro Supino, Tamedia-Präsident und Präsident des Verbands Schweizer Medien. Er legte dar, warum der Journalismus und Journalistenpreise wichtig sind.
Der Zürcher Journalistenpreis, eine der renommiertesten Auszeichnungen für Journalismus in der Schweiz, wird seit 1981 verliehen. Jeder der vier vergebenen Hauptpreise ist mit 10000 Franken dotiert, der 2018 geschaffene Newcomer-Preis mit 3000 Franken. Ausgezeichnet werden Gesamtwerke sowie hervorragende und wegweisende Arbeiten, unabhängig davon, ob sie über einen Zeitungs-, Zeitschriften- oder Online-Kanal verbreitet wurden.
Die Vergabe des Preises ist dank Beiträgen und Spenden von Verlagen, Unternehmen und Institutionen möglich. Die Stiftung dankt für diese Unterstützung, insbesondere für die Beiträge von JTI, Google und IKEA.