Der Publizist Peter Studer erhält den Zürcher Journalistenpreis 2018 für das Gesamtwerk. Barbara Klingbacher («NZZ Folio») bekommt für ihre Reportage über das Schlachten von Tieren eine Auszeichnung. Ein weiterer Preis geht an Christian Keller («Basler Zeitung») für seinen Rückblick auf die Katastrophe von Schweizerhalle im Jahr 1986. Ausgezeichnet wird ferner das achtköpfige Recherche-Team von Tamedia für seine Artikelserie über die Paradise Papers. Den erstmals vergebenen Newcomer-Preis erhält William Stern für sein Porträt eines Rentners, der gegen die Burka kämpft.
Die siebenköpfige Jury des Zürcher Journalistenpreises unter der Leitung von Hannes Britschgi hat in diesem Jahr den Preis fürs Gesamtwerk an Peter Studer vergeben. Der 83-jährige Publizist berichtete als USA-Korrespondent über den Watergate-Skandal, er war Bundeshausredaktor, Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» und des Schweizer Fernsehens sowie Präsident des Presserats, wo er eine prägende Rolle spielte. Studer meldete sich regelmässig und engagiert bei medienethischen und medienrechtlichen Fragen zu Wort. Er verteidigte «aus tiefster liberaler Überzeugung den Journalismus gegen alle seine Anfeindungen», schreibt Britschgi in seiner Laudatio.
Im Artikel «Der letzte Gang» erzählt «NZZ Folio»-Autorin Barbara Klingbacher von ihrem Versuch, ein Tier nicht nur zu essen, sondern auch davor zu töten. Ihre Reportage macht den Widerspruch spürbar, den wir an Fleischtheken und in Restaurants ausblenden, heisst es in der Laudatio.
Christian Keller hat für die «Basler Zeitung» nicht nur den über 30 Jahre zurückliegenden Chemieunfall in Schweizerhalle rekonstruiert, sondern auch versucht, die bis heute nicht belegte Brandursache aufzudecken. Minutiös befragte er Zeugen, sammelte Indizien und setzte sie zu einem möglichen Puzzle zusammen, schreibt der Laudator.
Für die umfangreiche Artikelserie über die Paradise Papers sind die acht beteiligten Journalistinnen und Journalisten des Recherche-Desk von Tamedia ausgezeichnet worden: Oliver Zihlmann, Catherine Boss, Christian Brönnimann, Alexandre Haederli, Julie Jeannet, Marie Parvex, Mario Stäuble und Hannes von Wyl. Die Serie «ist nicht nur gut recherchiert, sie ist auch brillant aufgemacht und leichtfüssig erzählt», so die Laudatio.
Erstmals vergab die Jury den Newcomer-Preis. Erhalten hat ihn William Stern für sein bei «Watson» erschienenes Porträt eines 74-jährigen Luzerners, der im Alleingang fast 10 000 Unterschriften für die Initiative für ein Burkaverbot sammelte. Ihm sei ein feines, lebendiges und unterhaltsames Porträt gelungen, wie man es nicht oft zu lesen bekomme, urteilte die Jury.
An der Feier zur Preisverleihung, die am Dienstag, 15. Mai 2018, im Kaufleuten Zürich stattfand, nahmen zahlreiche Prominente aus Wirtschaft, Politik und Medien teil. Die Festansprache hielt Jochen Wegner, Chefredaktor von Zeit Online, der sich mit dem Journalismus fürs 21. Jahrhundert befasste.
Der Zürcher Journalistenpreis, eine der renommiertesten Auszeichnungen für Journalismus in der Schweiz, wird seit 1981 verliehen. Jeder der vier Preise ist mit 10 000 Franken dotiert. Ausgezeichnet werden herausragende und wegweisende Arbeiten und Gesamtwerke, unabhängig davon, über welchen Medienkanal sie verbreitet wurden. Die Vergabe des Preises ist dank Beiträgen und Spenden von Unternehmen, Institutionen und Verlagen möglich. Die Stiftung dankt für diese Unterstützung, insbesondere für die Beiträge von JTI, Google, Clinic Utoquai und Ikea.
In diesem Jahr ist der Geltungsbereich des Zürcher Journalistenpreises ausgeweitet worden. Nun können journalistische Arbeiten aus der gesamten Deutschschweiz eingereicht werden. Der Beschluss der Stiftung, die Zentrierung auf Zürich aufzugeben, fand grosse Aufmerksamkeit. Die Einsendungen haben sich verdoppelt. 350 Arbeiten wurden eingereicht, 250 für den Zürcher Journalistenpreis und 100 für den Newcomer-Preis.