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Barbara Achermann

Zürcher Journalistenpreis

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Barbara Achermann ist seit 2023 stellvertretende Chefredaktorin von Das Magazin. Sie ist in Schaffhausen aufgewachsen und hat in Basel Germanistik studiert. Zunächst arbeitete sie als Redaktorin bei der Basler Zeitung, später bei der Zeitschrift Annabelle und der Wochenzeitung Die Zeit.
Seit 2009 berichtet sie regelmässig aus Subsahara-Afrika. Nach einer mehrmonatigen Recherche in Ruanda publizierte Achermann 2018 das Sachbuch Frauenwunderland: Die Erfolgsgeschichte von Ruanda. Darin beschreibt sie die rasante Emanzipation nach dem Genozid von 1994.
Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, z.B. mit dem Deutschen Reporter:innenpreis, oder dem Swiss Press Award für ihre Recherche über Missstände an der Tanzakademie Zürich. Sie lebt mit ihrer Familie in Basel.

laudatio

von Cedric Fröhlich

Was bist du bereit zu tun, wenn Geschichte zum Grauen wird? Was unternimmst du beim Anblick verstümmelter Kinder, zerstörter Dörfer, der Vernichtung menschlicher Würde? Verharrst du oder handelst du, hehres Vaterland?

Bei der Lektüre von Barbara Achermanns Reportage „Ein Fall für zwei“ stellen sich unweigerlich sehr schweizerische Fragen. Fragen, die heute ebenso drängend sind wie 1994 – als auch die Eidgenossenschaft dem Genozid in Ruanda tatenlos zusah. In nur hundert Tagen überzogen Angehörige der Hutu das Land mit Terror, Folter und Tod. Mehr als 800’000 Menschen – die meisten von ihnen Tutsi – wurden ermordet.

Vor diesem Hintergrund erzählt Barbara Achermann die Geschichte eines ungleichen Duos: der gebürtigen Ruanderin Maggy Corrêa, die in der Romandie eine Erotiksendung moderierte, und Jacques Pitteloud, damals Geheimdienstmitarbeiter, heute Spitzendiplomat. Ihr Ziel: das Leben von Corrêas Familie retten, mitten im Chaos eines Völkermordes.

Was in einem Café in Sion beginnt, entfaltet sich anschliessend zu einem Thriller, der zugleich eine nachdenkliche Erzählung über Gerechtigkeit und Zivilcourage ist sowie eine investigative Recherche über die Abgründe der Schweizer Ruandapolitik.

So zeichnet die Autorin etwa die Rettungsaktion anhand von Gesprächen mit Beteiligten nach: Sie beschreibt, wie Pitteloud mit französischen Soldaten Eukalyptuswälder quert, einen uniformierten Hutu auf einem Plumpsklo zum Reden bringen will und ein verriegeltes Erdloch erreichen, aus dem sie Corrêas Familie schliesslich befreien. Die Aktion war ein schier unglaublicher Erfolg. Und doch klingt Pitteloud heute nicht wie einer, der Unglaubliches bewerkstelligte, sondern wie einer, der zuviel gesehen hat: „Man erholt sich nicht von einem Völkermord. Es ist einfach zu viel.“


Ein Fall für zwei

Vor dreissig Jahren retten die Moderatorin einer Erotiksendung und ein Geheimagent in Ruanda Menschen vor dem Genozid. Dann jagen sie die Mörder, denen die Schweiz Zuflucht gewährt hat. Hier erzählen die beiden ihre unglaubliche Geschichte.

Erschienen am 18. Mai 2024
Von Barbara Achermann